Weltweit Wir: Für mehr Diversität im Auswärtigen Dienst

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Zusammen mit über 200 jungen Deutschen unterschiedlicher Herkunft diskutierte Außenminister Frank-Walter Steinmeier am 17. März 2015 über die Zukunft des Auswärtigen Dienstes. Das Auswärtige Amt möchte zukünftig die wachsende Diversität der modernen deutschen Gesellschaft besser abbilden und sich stärker für Bewerber mit einer Einwanderungsgeschichte öffnen. 

Umsetzung des „Review-Prozesses“

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Die Veranstaltung "Weltweit wir - mehr Diversität für den Auswärtigen Dienst" ist Teil der Umsetzung des "Review 2014"-Prozesses, mit dem Außenminister Steinmeier eine Grundsatzdebatte über die zukünftige Ausrichtung der deutschen Außenpolitik angestoßen hat. Eine der Schlussfolgerungen ist das Bekenntnis zu einer stärkeren Öffnung des Auswärtigen Dienstes, um die wachsende Diversität der modernen deutschen Gesellschaft auch im Auswärtigen Amt besser abzubilden. 

Deutschland der Vielfalt: innen und außen

"Eigentlich dürfte es diese Veranstaltung nicht geben“ - so eröffnete Staatssekretär Stephan Steinlein den Informationstag zum Thema "Weltweit wir - mehr Diversität für den Auswärtigen Dienst" im Auswärtigen Amt. Denn eigentlich, so Steinlein, sei es eine Selbstverständlichkeit, dass das Auswärtige Amt offen sei für alle, die Interesse an Außenpolitik hätten und sich vorstellen können, Deutschland im Ausland zu vertreten.

Die Tatsache, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist und "dass das auch Konsequenzen haben muss für so altehrwürdige Institutionen wie das Auswärtige Amt" - das ist laut Steinlein noch immer keine Selbstverständlichkeit. "Deshalb ist diese Veranstaltung, die es eigentlich gar nicht geben müsste, notwendig - ja vielleicht sogar überfällig.“

Öffnung für Bewerber mit Einwanderungsgeschichte

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Das fanden auch die über 200 Teilnehmer_innen der Veranstaltung, die das Auswärtige Amt gemeinsam mit dem Verein DeutschPlus und mit der Deutschlandstiftung Integration durchführte - zwei Institutionen, die sich für  Diversität in Deutschland einsetzen. Ziel des Informationstages war es, potentielle Bewerber mit Einwanderungsgeschichte auf berufliche Entwicklungsmöglichkeiten im Auswärtigen Dienst aufmerksam zu machen. Gleichzeitig waren die Gäste eingeladen, in Arbeitsgruppen über Ansätze für mehr Vielfalt im diplomatischen Dienst und über das Image des Auswärtigen Amtes zu diskutieren. 

Steinmeier trat mit den Teilnehmern in einen unmittelbaren Dialog

In einer Paneldiskussion hatten die Teilnehmer_innen die Gelegenheit, die Ergebnisse ihrer Arbeitsgruppen vorzustellen und gemeinsam mit Außenminister Steinmeier darüber zu diskutieren.  

Mina Baghai, Moderatorin der Arbeitsgruppe zum Image des Auswärtigen Amtes, nannte eine der zentralen Herausforderungen: Das Auswärtige Amt gelte vielfach noch als elitärer, vorwiegend deutscher "closed shop" - man komme gar nicht erst auf die Idee, sich zu bewerben. Außerdem mangele es an Vorbildern: Junge Diplomatinnen und Diplomaten mit Migrationshintergrund, die aus ihrem Arbeitsalltag berichten können.

Deutschland braucht die besten Köpfe - die findet man eben auch unter neuen Deutschen

Steinmeier erläuterte, dass die interkulturelle Öffnung des Auswärtigen Amts den gesellschaftlichen Wandel Deutschlands aufgreife, andererseits aber auch im Kontext des Review  Prozesses zu sehen ist. Danach erfordern die vielfältigen und eher dauerhaft anzusehenden Krisen in den jeweiligen Regionen der Welt, ein tiefergehendes Verständnis dieser Gegenden - auch dazu trägt eine kulturelle Diversität im Auswärtigen Dienst beitragen. Dafür brauche Deutschland die besten Köpfe, und die finde man eben auch unter den eingewanderten Deutschen. 

Aktive Förderung wichtig

Sera Kocak, Auswärtiges Amt, Beraterin im Kanzleramt, begrüßte die Interkulturelle Öffnung des Außenministeriums ausdrücklich. Sie sei eher zufällig „ins Amt gestolpert“ und hätte sich gewünscht, das es zu ihrer Zeit eine solche Veranstaltung gegeben hätte. Ein aktive Förderung sei wichtig, denn Migranten brächten eine zusätzliche Perspektive und ergänzende Kompetenzen wie zum Beispiel Sprachkompetenzen ins Amt. 

Das betonte auch Diplomat Wolfgang Dold, der die Teilnehmer freundlich willkommen hieß: „Für das Auswärtige Amt soll der gesellschaftliche Wandel nicht vor den Toren des Auswärtigen Amts halt machen. Im Gegenteil, wir wollen diese Tore weit aufstoßen.“ 

Große Zustimmung unter den Teilnehmern

Das aktive Zugehen auf die Migranten stieß auf große Offen- und Zufriedenheit: 90% der Teilnehmer_innen zeigten sich laut der im Anschluss an die Veranstaltung durchgeführten Umfrage sehr oder ziemlich zufrieden. Ebenso positiv kam der Informationsgehalt an: fühlten sich vor der Veranstaltung lediglich die Hälfte informiert, so waren es am Ende über 90%. Besonders sahen sich die Teilnehmer durch die Rede von Staatssekretär Steinlein angesprochen, in der er den Migrationsaspekt würdigte: „Ein weltweit vernetztes Land wie Deutschland braucht einen Auswärtigen Dienst, der andere Kulturen verstehe, braucht Menschen, die Deutschland kennen und lieben, und die gleichzeitig über ihre Familie, über Sprache und Kultur auch mit anderen Gegenden dieser Welt verbunden sind.“ 

Als sehr positiv werteten die Teilnehmer die Präsenz des Außenministers selbst. Aber auch die Einbeziehung in die Arbeitsgruppen und die offene Diskussionsbereitschaft. Der persönliche Kontakt zu den Mitarbeitern des Auswärtigen Amts half dabei sehr, Barrieren abzubauen. 

Appell an eingewanderte Deutsche

Außenminister Steinmeier appellierte an die Teilnehmer_innen, von denen etwa die Hälfte als Bewerber_innen kamen: "Wir brauchen neugierige Leute, die sich in andere Kulturen einfühlen können." Und fügte hinzu: "Der Auswärtige Dienst muss die Vielfalt der Gesellschaft abbilden. Die Türen des Auswärtigen Amtes steht weit offen für jeden und jede der die Qualifikationen erfüllt. Es ist und bleibt ein schwieriges Auswahlverfahren und die Bewerberzahlen sind hoch. Aber jeder hat eine faire Chance.“

Gesellschaftlicher Wandel als partizipativer Prozess

DEUTSCHPLUS Vorsitzender Farhad Dilmaghani betonte im Anschluss an das Panel: “Das, was wir heute erlebt haben, spiegelt auch einen mentalen Wandel wieder, der die gesellschaftliche Veränderung Deutschlands ein Stückweit auch als partizipatorischen Prozess betrachtet. Ein wichtiger und auch notwendiger Meilenstein auf dem Weg zu einer vielfältigen Bundesverwaltung.“

Veranstaltung als Startschuss für die interkulturelle Öffnung

Vielfalt, intellektuelle und mentale Offenheit betrachtet das Auswärtige Amt als wichtige Faktoren, um den heutigen Gegebenheiten im Innern und Äußern Deutschlands erfolgreich zu begegnen.

Teilnehmer_innen wurden umfassend informiert 

Der stellvertretende Leiter der Akademie des Auswärtigen Amts und  Ausbildungsleiter für den höheren Dienst Kai Baldow, die Referentin für den Höheren Dienst, Elisabeth Franz sowie Peter Friedrich, der das Auswahlverfahren leitet, führten in die Mission des Außenministeriums ein. 

Die Teilnehmer_innen wurden über die beruflichen Perspektiven im Auswärtigen Dienst, das Anforderungsprofil, das Auswahlverfahren und die Ausbildung informiert. Auf reges Interesse stieß auch das Praktikums-und Referendarprogramm. Die Vertreter des Auswärtigen Amts ermutigten die neuen Deutschen ausdrücklich, sich für den Dienst zu bewerben.

Input von den Teilnehmern als wichtiges Feedback für den Review-Prozess

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Die Veranstaltung war angelegt, um auch von den Teilnehmer_innen zu lernen. Diesem Zweck dienten drei Workshops, die jeweils von DEUTSCHPLUS, der Deutschland Stiftung und dem Auswärtigen Amt selbst moderiert wurden. Dort haben die Teilnehmer das Image des Auswärtigen Amts erörtert, Ansätze für mehr Vielfalt im Ministerium entwickelt und diskutiert, wie die Zielgruppe der neuen Deutschen effektiv erreicht werden kann.

Ergebnisse bilden Grundlage für Verstetigung der interkulturellen Öffnung

Die Teilnehmer_innen waren nicht nur potentielle Aspiranten. Sie trugen durch ihren Input auch zum Follow-Up für den Review-Prozess bei. Diese Ergebnisse dienen dem Programm der interkulturellen Öffnung, das von Kai Baldo geführt wird.