Wir sind nicht Burka und geben uns die Hand - Innenminister Thomas de Maizière hat mit seinen in der "Bild am Sonntag" veröffentlichten zehn Thesen die Leitkulturdebatte neu entfacht.

Wir lehnen den Begriff Leitkultur ab. Denn Kultur ist stetig im Wandel begriffen. Sie wird immer wieder neu ausgehandelt. Sie entwickelt sich weiter. Heute sind Pizza, Döner und Google Teil der Alltagskultur. Das war nicht immer so.

Der Begriff „Leitkultur“ suggeriert, dass es einen Verhaltensknigge für alle gäbe. Das kann es aber in einem freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat nicht geben. Statt einer imaginierten Leitkultur, die immer auch ausgrenzend wirkt, plädieren wir für ein gemeinsames Leitbild in Deutschland.

Ein wesentlicher Unterschied zur Leitkultur ist, dass ein Leitbild gemeinschaftlich erarbeitet wird. Man beteiligt alle relevanten gesellschaftlichen Akteure und schafft einen Konsens.

Genau hieran hat DeutschPlus e.V. gemeinsam mit anderen Beteiligten in den vergangenen Monaten im Rahmen einer überparteilichen Leitbildkommission der Friedrich-Ebert-Stiftung gearbeitet.

Das Leitbild „Miteinander in Vielfalt“ und die daran anschließende politische Agenda rufen dazu auf, die Einwanderungsgesellschaft aktiv zu gestalten, um deren Potenziale zu nutzen – und Risiken zu begegnen. Der hochkarätigen Kommission gehörten 38 Expert_innen aus Politik und Verwaltung, Verbänden und Gewerkschaften, Wissenschaft, Medien und Kultur, Zivilgesellschaft und Religionsgemeinschaften an. Den Vorsitz hatte die Bundesbeauftragte für Migration, Integration und Flüchtlinge, Staatsministerin Aydan Özoguz inne. Als Stellvertreter fungierten der Arbeitsmarktforscher Prof. Herbert Brücker und Farhad Dilmaghani, Vorsitzender von DeutschPlus e.V..

Das entstandene Leitbild funktioniert inklusiv und richtet sich an alle. Menschen mit Einwanderungsgeschichte haben als Akteure das Leitbild mitentwickelt. Und das ist es, was es auszeichnet, meint Farhad Dilmaghani. „Wir wollen nicht, dass gesellschaftliche Gruppen gegeneinander ausgespielt werden. Mit dem Leitbild wird nicht über Menschen mit Einwanderungsgeschichte gesprochen, sondern sie sprechen mit.“

Die zentralen Aspekte des Leitbilds für die Einwanderungsgesellschaft lauten: Grundgesetz, Vielfalt, Teilhabe, Identitäten und Zugehörigkeit sind veränderbar, Aushandlungsprozesse auf Augenhöhe und der Schutz vor Diskriminierung sind notwendig. Hier finden Sie das Leitbild.